Zweite Blues & Rock Night setzt einen drauf

Hameln. „Man muss sich Sorgen machen, wenn die erste so erfolgreiche Hamelner Blues & Rock Night nur der Beginn einer Tradition sein soll. Was soll da noch kommen?“, schrieb die Presse im letzten Jahr über den ersten gelungenen Abend im Lalu. Die Antwort: Ben Granfelt und mit ihm der zweite Musikgipfel des Blues und Rock. Die Dramaturgie des Abends: Türen auf, Lalu voll – und los. Und zwar im Vorwärtsgang mit „CAT“ als Opener, der Mindener Band um Andre Stach, die mit ihrem krachenden und sehr authentischen 70er Rock durch jede Fahrprüfung fallen, weil sie weder Bremse noch Rückwärtsgang kennen. Erstaunlich, was ein Trio an Energie und Wucht auf die Bühne bringen kann.

Und in perfekter Harmonie explodieren die drei stets zusammen. Den Staffelstab übernimmt danach „Claptonmania“, angeführt vom Hamelner Gitarristen und zum wiederholten Mal Mitorganisator des Abends Tom Freitag, und serviert Clapton-Songs quer durch das Werk des Meisters. Eigen, erdig und einfach gut. Wer sehen möchte, wie Spielfreude geht, muss einfach nur den Prügelknaben Sascha Barasa-Suso an den Drums beobachten und genießen. Mit jedem Schlag werden die Drumsticks kürzer, sein Lachen breiter. Highlights sind die mit akustischen Gitarren und auf Barhockern zelebrierten „Layla“ und „Wonderful Tonight“, die von 250 Backgroundstimmen begleitet werden.

Auch diese Band muss eigentlich länger spielen. Tut sie auch per Zugabe. Aber da kommt ja noch was. Ben Granfelt, seit 30 Jahren Profi, gilt gemeinhin als einer der besten Allround-Rockgitarristen Europas, und das hört das Publikum im prallvollen Lalu vom ersten bis zum letzten Ton. Als Mitglied der legendären finnischen 13 Mann starken Band „Leningrad Cowboys“ tourte er weltweit, spielte mit „Wishbone Ash“ und anderen Größen. Und hier in Hameln beginnt der zweite Teil seiner diesjährigen Tour durch Deutschland. Und auf Deutsch spricht er auch seine ersten Worte, obwohl er sein Deutsch für „kaputt“ hält. Der Titel seines aktuellen Albums, „Handmade“, ist Programm für Granfelts Musik. Da ist nichts programmiert oder gesampelt, die reine Musik und pure Spielfreude. Und der Mix passt und packt das Publikum. Eigene Songs und spannende Covers bekannter Hits wie „Hush“ von Deep Purple oder „Breathe“ von Pink Floyd oder das wunderbare erste Stück „Baker Street“ von Gerry Rafferty sind die Zutaten für Granfelts Rock-Cocktail, der sich eher schnell als langsam dreht. Mit „Check up from the neck up“ zeigt die Band, dass sie auch funkige Rhythmen aus dem Ärmel schütteln kann. Ein Finne kommt selten allein.

Die Musiker um Granfelt herum müssen sich keinesfalls hinter ihm verstecken – John Viheraam am Bass, Marko Karhu, Gitarre und Kai Jokiaho an den Drums. Einen so beweglichen Bassman sieht man selten, dessen Kondensstreifen während des krachenden Drum-und-Bass-Solos wie Trockeneis auf der Bühne wabern. Spontan gründet sich eine Initiative „Bassschutz“, als Viheraam auf sein Instrument einschlägt, das mit starker Verstimmung reagiert. Und die gemeinsamen Gitarrensoli von Granfelt und Karhu sind etwas ganz Besonderes, Zwillingszupfen zweier Zampanos, die sich in nichts nachstehen. Zum guten Schluss bittet Ben Granfelt dann noch einmal Tom Freitag und Andre Stach auf die Bühne – zur großen After Show Session. Das Publikum feiert noch einmal alle Sechssaiter. Das Lalu hat mit diesem Abend ein Ausrufezeichen gesetzt. Und das nächste folgt schon in einer Woche.

Dewezet 16.11.2015