Hamelner Philatelisten feiern 75. Tag der Briefmarke und 90-jähriges Vereinsbestehen Hameln (git).

Der „Tag der Briefmarke“ setzte gestern in Hameln in unserer schnelllebigen Zeit jene Akzente, die Philatelisten auszeichnet – Ruhe und Kraft.

Neben dem öffentlich wirksamen Jahrestag des Postwertzeichens, der mittlerweile zum 75. Mal begangen wurde, feierte der Verein der Hamelner Philatelisten sein 90-jähriges Bestehen. Aber auch das Sprichwort „Faustdick hinter den Ohren“ passte am Sonntag zu den Philatelisten, denn dass ein postbefördernder Stadtbote dem Rattenfänger einmal den Rang ablaufen sollte, ist schon ungewöhnlich. Alles hatte aber seinen guten Grund, denn das Jubiläumsmotto der Hamelner Philatelisten lautete „Schätze der Philatelie“. „Wir haben uns deshalb einmal nicht für den Rattenfänger entschieden“, erklärte Vereinsvorsitzender Jürgen Seeger. Geschichtlich gesehen geht es übrigens auch beim historischen Postboten um das liebe Geld. Briefboten waren in der Zeit, in der es noch kein für jedermann zugängiges Postliniennetz gab, auch in Hameln einziges Nachrichtentransportmittel. Ein Botenlohn war damals nicht gerade üppig, als Zubrot nahmen die Kuriere für Stadt- und Kanzleipost unerlaubter Weise auch Briefe für Privatpersonen mit. Eine Botenlohnrechnung war darum zum Jubiläum als Sonderdruck auf einem Briefexponat erhältlich. Bei der Festveranstaltung erinnerte Seeger an die Anfänge des Vereins. Der Vorsitzende sprach von einem angenommenen Gründungsjahr, das sich auf eine vorhandene Postkarte beziehe, die 1921 an den „Briefmarkensammlerverein Hameln“ gerichtet worden sei. Alle anderen Vereinsunterlagen seien 1945 bei einem Bombenangriff vernichtet worden. Seeger arbeite aber an einer genauen Klärung der Vereinsanfänge und hofft, diese zum nächsten Jubiläum vorlegen zu können. Zum „Tag der Briefmarke“ wurde vom Team „Erlebnis Briefmarke“ der Deutschen Post AG in Hameln kostenlos ein Sonderstempel mit dem Motiv eines Briefboten auf alle gültig verklebten Briefmarken ausgegeben. Der Hamelner Philatelisten-Verein hatte weiterhin 600 sogenannte Ganzsachen (themenbezogene Briefumschläge mit zugedruckter Briefmarke) mit zwei verschiedenen Sonderdrucken zum Thema Postbeförderung aufgelegt. Am Ende der Veranstaltung waren alle Umschläge mit Briefmarke und dem Motiv einer Botenlohnrechnung oder einer Kalesche zur Personenbeförderung vergriffen. Den Hefe Hof verließ gestern kaum ein Briefmarkenfreund ohne jenes „Schätzchen“, das es nur für den 75. Tag der Briefmarke und anlässlich des Hamelner Jubiläums zu erwerben gab. Der Hamelner Karl-Heinz Menkel sammelt Postkarten oder Briefe mit besonderen Motiven, ihm kommen die Sonderdrucke gerade recht. Hobbysammler Georg Kitsche war ebenfalls an Brief und Stempel interessiert. Ob er die beiden Briefe auch postwendend wegschicke? „Nein, die kommen natürlich ins Album,“ sagt er. Eine umfangreiche Briefmarkenausstellung mit Exponaten der Vereinsmitglieder und verschiedene Händlerstände vervollständigten den Tag. Dewezet 10.10.2011