Newcomer mit großem Potenzial
Hannah Köpf Band am Samstagabend im ausverkauften Lalu
Von Jobst Christian Hoeche. Hameln.
Schon Frank Zappa wusste: „Jazz ist nicht tot er riecht nur anders!“ Gestunken hat der Auftritt der Hannah Köpf Band am Samstagabend ganz sicher niemandem, auch wenn der Mix aus Jazz-Pop im Gesang gepaart mit vielen Elementen des New Jazz in den Soli etwas gewöhnungsbedürftig war.
Die Kölner Hannah Köpf Band stellte Titel ihrer ersten CD vor. Hannah Köpfs selbst geschriebene Songs waren deutlich an den sehr eingängigen, wenn auch meist simplen Melodien erkennbar. Die englischen Texte, gespickt mit Plattitüden und romantischen Bildern über „Blinde, die im Dunkeln sehen können“ oder „Spuren im Schnee, die niemals schmelzen werden“, konnten dem Eindruck technischer Versiertheit der Sängerin nichts anhaben. Was beim Text zu kurz kam, machten die Arrangements für Klavier und Saxofon durch ihre Komplexität wieder wett. Dass Hannah Köpf Jazz-Gesang studiert hat, kann sie kaum verbergen. Technisch perfekt, kann sie mit ihrer Alt-Stimme umgehen, auch wenn es ihr in höheren Lagen etwas an Volumen fehlt. Der im Studium anerzogenen Professionalität fällt das Gefühl der Leidenschaft dem Jazz gegenüber leider etwas zum Opfer. Auch hatte es den Anschein, als wolle die 30-jährige Sängerin ihren männlichen Kollegen in den Instrumentalteilen, nicht die volle Aufmerksamkeit des Hamelner Publikums gönnen. Mal nickte sie den Bandmitgliedern im Takt zu, mal tanzte sie mit geschlossenen Augen fast tantrisch über die Bühne oder nahm auf einem Hocker mitten auf der Bühne Platz.
So spiegelt dann auch die gesamte Bühnenpräsenz Hannah Köpfs den Namen der Band wider: Es dreht sich bei der jungen Combo vor allem um die Sängerin. Die Arrangements waren dicht gepackt. Das ließ an vielen Stellen den einzelnen Instrumenten nicht genug Raum, um ihre ganze Klangvielfalt hörbar zu machen. Gleiches gilt für die Soli. Niemand in der Combo nahm sich in der Lautstärke zurück, um den experimentellen New-Jazz Solos von Holger Werner auf dem Saxofon, den gebührenden Raum für seine brillanten Alleingänge zu schaffen. Der Soloeindruck war immer von komplexen Klaviereinflüssen und überpräsenten Drums getrübt.
Die Musiker der Hannah Köpf Band haben zweifellos großes Potenzial. Zeit und mehr Erfahrung im Zusammenspiel wird sie zusammenschweißen. Nach drei Zugaben verabschiedeten sich die Kölner vom Hamelner Publikum, das alle Plätze im Lalu gefüllt hatte.
Dewezet 28.02.2011