Die Künstlergruppe im Hefehof lud ein zum Atelierbesuch / Ausstellung im Lalu bis 26. August
(Dewezet, 29.05.2006) Von Dorothee Balzereit

Hameln. "Wow" und "Mein Gott, wie schön" entfährt es den Gästen beim Betreten des Ateliers der Künstlergruppe im Hefehof. Nach der Vernissage im Lalu, bei der Claude Sikora, Peter Neff, Sonya Schlüter, Frank Scharmentke, Noi-Vadim Berhovski und Heike Amelung einige ausgewählte, meist großformatige Bilder präsentierten, beginntder eigentlich interessante Teil der Werkschau: der Blick hinter die Kulissen. An zwei Tagen konnten die Besucher bei den Hefehof-Ateliertagen schauen, wie und wo die sechs Künstler arbeiten.

Die Künstler Noi-Vadim Berhovski, Peter Neff, Claude Sikora, Heike Amelung, Sonya Schlüter und Frank Scharmentke (kleines Bild) luden ein in ihr offenes Atelier. Fotos: dor
Gegenüber vom Lalu, neben Tivi's Märchenspiel führt eine Treppe in die erste Etage, über die sich ein riesiger heller Raum erstreckt. "400 Quadratmeter vielleicht, plus minus 300", so genau kann Frank Scharmentke das Areal nicht taxieren, und auch die Schätzungen der anderen gehen auseinander. An das große Atelier schließen sich noch einige kleinere an, die mit Kunst in geheimnisvoller, karger Abgeschiedenheit locken. Man fühlt sich sofort wohl, trotz der Größe keine Spur von kühler Ungemütlichkeit.

Die Sechs, denen Hefehof-Betreiber Dr. Jobst-Walter Dietz und seine Frau Sabine seit sechs Jahren diesen Künstlertraum zu sehr humanen Bedingungen ermöglichen, haben sich ihr Revier abgesteckt. Transparente Gardinen markieren den persönlichen Bereich, den sich jeder gemütlich gemacht hat. Das olle grüne Sofa gehört Frank, Claudes Stuhl-Sammelsurium ist eine kleine Geschichte der Zeit, und Heikes Hängematten-Sessel verführt zum Abhängen. Dazwischen ein Betonmischer, Utensilien zur Steinbearbeitung, mit denen Peter und Frank ordentlich stauben. Pinsel, Farben, an den Wänden und auf dem Boden Entwürfe, Halb- und fast Fertiges, das von neuen Ideen in den Hintergrund gedrängt wurde. Es herrscht geordnetes buntes Durcheinander: "Das Vorurteil, dass Künstler Chaoten seien, trifft bei uns nicht zu", sagt Sonya Schlüter - ebenso wenig seien sie Eigenbrötler. Die Künstler helfen einander mit Material, Farben und Tatkraft aus.
Manchmal sitzen sie auch einfach zusammen und führen lange tiefgründige Gespräche. "Wenn man bei einem Bild stundenlang auf einen Punkt gestarrt hat, tut das gut", sagt Frank. Dass alle gleichzeitig im Atelier sind, ist eher selten. Dass sie einander künstlerisch inspirieren, glauben sie nicht. "Das ein oder andere nimmt man unterbewusst wahrscheinlich mit", meint Sonya - entscheidend sei es kaum. In der Tat: Bis auf Heike, deren Lehrzeit bei Claude in ihrer Kunst recht offensichtlich wird, sind außer der Vorliebe für Abstraktion kaum Parallelen zu erkennen. Dass die Bilder der Frauen ein wenig schwungvoller oder grenzenloser sind, mag ein persönlicher Eindruck sein. Ihre Bilder sind fabulierende Farbfeste, und es fällt auf, dass sich bei den Männern oftmals starke Konturen in den Vordergrund drängen, denen die Farbe gehorchen muss.

Die Ausstellung im Lalu dauert bis zum 26. August, für einen Atelierbesuch sind die Künstler offen.