Hintergrund der Konzeptänderung für das so genannte Mutterschiff, das als Industriedenkmal der Gründerzeit unter Schutz steht, sind Leerstände in der Shopping-Mall (Einkaufspassage). „Die Design-orientierten Geschäfte hatten in der letzten Phase der Konjunkturkrise wirtschaftliche Schwierigkeiten“, sagt Dr. Jobst-Walter Dietz. Der Hefehof-Vorstand: „Mit dem Problem steht der Hefehof aber nicht allein da. Auch die Design-Läden in Hannover (Altes Rathaus/Pelikan-Viertel) und Minden sowie die ,Stilwerke'' in Hamburg, Berlin und Düsseldorf haben zu kämpfen.“ Bis die Krise einsetzte, sei das Konzept „Rund ums Wohnen“, das Dietz drei Jahre auf dem Hefehof verfolgte, „klasse“ gewesen. Derzeit sollen in der Shopping-Mall – Verkaufsfläche: 1500 Quadratmeter – noch drei der acht Läden leerstehen. Dietz: „Wir hatten zahlreiche Anfragen von Firmen, die Waren im Billig-Segment oder gar im Ramsch-nahen Bereich anbieten. Doch so etwas wollen wir nicht."

Hans Lipperheide, Chef von „First AEC“, hat im Januar das Industrie-Loft-Designbüro im Obergeschoss des Ex-Gebäudes der Jugendwerkstatt bezogen. Hier arbeiten 26 Mitarbeiter

In die Leerstände sollen – so sieht''s das neue Konzept vor – drei Fachmärkte einziehen, die das Angebot von „Extra“ und „Neumann“, die auch baulich näher an das Mutterschiff heranrücken, ergänzen. Klartext: Es handelt sich bei den Neuen nicht um weitere Lebensmittelmärkte, sondern Geschäfte, die – so der Hefehof-Vorstand – „zentrenrelevante Sortimente von untergeordneter Bedeutung anbieten.“ Nur solche nämlich dürfen sich nach dem „Märkte- und Zentren-Konzept“ der Stadt auf dem Areal ansiedeln. Auch über eine Apotheke als Partner denkt Dietz nach, will aber mit Rücksicht auf die laufenden Gespräche nicht konkreter werden.

Wie auch immer: Dass das Konzept eines „Fachmarktzentrum der etwas anderen Art“ aufgeht, diese Gewissheit hat sich der Hefehof-Vorstand aus Besucherbefragungen durch die Berufsakademie, Handelslehranstalt sowie durch Eigen-Recherche geholt. Kommt hinzu: Der Bereich, in dem jetzt der „Sperber“ steht, soll unter Hinzunahme des früheren Expo-Cafés zum Automobil-Museum erweitert werden. „Wir verhandeln mit Besitzern von Hamelner Autos in ganz Europa über Dauerleihgaben“, sagt Dietz. Bis zu fünf Hameln-Oldies hätten dort Platz.

Szenenwechsel. Neues gibt es auch im Ex-Gebäude der benachbarten Jugendwerkstatt. Das Objekt wird seit Sommer 2003 im Inneren entkernt und im „Hefehof-Design“ saniert. Es hat ein neues Dach und neue Fenster erhalten und ist Wärme-isoliert worden. Dietz: „Das Obergeschoss wurde zum Industrie-Loft-Design-Büro umgebaut.“ Dort hat das Software-Vertriebsunternehmen „First AEC“ im Januar mit 27 Mitarbeitern die Arbeit aufgenommen.

Das Erdgeschoss soll Ärzte-zentrum werden. Den Anfang macht Anfang April die Zahnarzt-Doppelpraxis von Dr. Gaby Vollerthun und Dr. Frank Friedrich. „Das Zentrum“, sagt der Hefehof-Vorstand, „bietet aber noch Platz für vier weitere Praxen“. Sowohl für die 400 Hefehof-Beschäftigten als auch die Kunden der Märkte wäre unter anderem ein Internist der richtige Partner. Bereits Ende 2004 soll das Arzte-Zentrum komplett sein. Obwohl Dr. Jobst-Walter Dietz mit Norbert Skora einen Architekten aus Porta Westfalica engagiert hat, baut er zu „99 Prozent“ mit Betrieben aus dem Landkreis Hameln-Pyrmont.

Übrigens: Durch ein ECE-Einkaufscenter – gleich welcher Größe – sieht Dietz den Hefehof nicht bedroht. Den Hefehof nicht, wohl aber die Innenstadt. „Ich teile die Meinung des Ratsherrn Günter Raß: Ein (ECE-)Einkaufscenter am Pferdemarkt ist sinnvoll; aber 20 000 Quadratmeter Verkaufsfläche sind für die City zu viel.“