Nah dran am Publikum: „Die Pawlowskis“ im TAB bei der Zugabe: „Wer eiert so spät durch die Walachei…“

Zu Glanzlichtern des kurzweiligen Zwei-Stunden-Programms „…und wer bringt den Müll raus?“ gerieten zweifellos die Sprachwitz-satten Reime von Klaus Pawlowski. Pointiert und voller Spiellust trug der Vater seine bissigen Verse vor – und konnte sich dabei, als Ex-Hamelner, nicht nur des Beifalls einiger seiner alten Mitschüler sicher sein. Herrlich etwa, wenn er der Frage nachging, wer es wohl schafft, Finanzminister Eichel die UMTS-Milliarden aus dem Kreuz zu leiern. Weil’s auch Zivilcourage nicht für lau gibt, böten sich die Kaninchenzüchter an, die mit aller Macht für „Deutsche Rammler gegen rechts“ eintreten. Oder das Kaffeekränzchen, dessen Damen „für alle Glatzen Pudelmützen“ stricken. Oder doch der Joghurt-Hersteller, der die Milchsäure in seinen Desserts jetzt gegen rechts drehen lässt? Nachdenkenswert auch Pawlowskis Vorschläge zur krisenbedingten Bildungsverschlankung: „Verzicht auf jeden Fremdsprachunterricht!“ Eine Stärke der „Pawlowskis“ liegt zweifellos auch in ihrer Vielseitigkeit: Der Vater textet, der Sohn komponiert, arrangiert und wechselt auf der Bühne immer wieder zwischen Gitarren-, Klavierspiel und dem Platz hinterm Synthesizer. Von dort aus untermalt er dann mit betont harmlosen kleinen Melodien die Garstigkeiten des Vaters, den es als Mitglied der „Rentnerbande Graue Klaue“ zur Sicherung der zukünftigen Altersversorgung schonmal in die Komdomfabrik zum Gummipricken treibt. Auch politisch pricken „Die Pawlowskis“ nicht nur in eine Richtung: Ob Ex-Kanzler Kohl (der an „Helmopathistis“ leidet, „einer ungewöhnlichen Verhärtung des Sitzfleisches infolge der Politaffären-Seuche febris corruptis“), „Friedrich den Fingerlutscher“ (Merz) bis zu Joschka Fischer („Verzeiht, auf meiner Weste sind noch ein paar grüne Reste“) wird tüchtig ausgeteilt. Man merkt: Den Pawlowskis liegen ihre Themen am Herzen. Und: Deutschland kann Polit-Kabarett durchaus gebrauchen. Zumal, wenn die Botschaften so originell und liebenswert rüberkommen wie bei diesem Vater-Sohn-Duo – dann zündet’s auch beim Publikum.

© Dewezet, 26.02.2001