Traute Römisch und Rainer Steinkamp während ihrer vorweihnachtlichen Vorstellung im „LaLu“. Foto: han

Dass weihnachtliche Geschichten keineswegs nur besinnlicher Natur sein müssen, bewies Steinkamp gleich zu Beginn. Eine Persiflage auf die Dekorationswut einiger Geschäfte, die sich bekannterweise bereits im September entlädt, amüsierte die Zuhörer aufs Beste. Der „Kampf bis zur letzten Printe“ kann eigentlich nur durch ein „Weihnachtsstillstandsabkommen“ geschlichtet werden; aber natürlich zieht der Einzelhandel da nicht mit. Zum Brüllen komisch, die Geschichte. Traute Römisch las die zum Teil in Plattdeutsch gehaltene Erzählung der kleinen Dortje Grimm vor, die bei Kaufmann Schulte einen neumodischen „Klosettpapierhalter“ ersteht und ihren Eltern schenken möchte. Über den im Laden offenbar werdenden Standesdünkel einer vornehmen Dame setzt sie sich selbstbewusst hinweg und betrachtet ihr bäuerliches Leben keineswegs als etwas, wofür man sich schämen muss. Zu dem abwechslungsreich gestalteten Abend steuerte der Pianist Andy Mokrus eher wenig weihnachtliche Musik bei: Er begrüßte das Publikum mit einem Potpourri bekannter Swingmelodien. Später spielte er eine so schräge „O Tannenbaum“-Version, dass einem das doch so vertraute Lied ein Lächeln abrang.
Traute Römisch und Rainer Steinkamp hatten die Texte auch für diesen Abend wieder vielfältig, humoristisch und auch mit ernsten Tönen versehen zusammengestellt. So war für jeden Geschmack etwas dabei, und die Freude auf Weihnachten wuchs beim Zuhören wieder ein klein wenig mehr. Und so manchem dürfte beim Thema Schenkwut der eigene adventliche Kaufrausch aufgestoßen sein, der das Wesentliche des Weihnachtsfestes zeitweise fast in Vergessenheit lässt. Aber vielleicht besucht einen ja auch mal der Engel Kilian, der völlig nachtblind ist und deswegen nicht gern im Dunkeln fliegt. Der kann einen dann wieder auf den Pfad der Gefühle und Festlichkeit zurückbringen. Zu wünschen wäre das.

© Dewezet, 17.12.2001