"Diese Ära des Jazz macht mir einfach am meisten Spaß"
Das norddeutsche Jazz-Ensemble "Muschalle-Trio" begeisterte auch diesmal wieder im Lalu im Hefehof
Von Dorothee Balzereit
© Dewezet, 30.08.2005
Hameln. Eines hat das norddeutsche Jazz-Ensemble "Muschalle-Trio" mit seinem begeisterten Hamelner Publikum, das Frank Muschalle (Piano), Matthias Klüter (Bass) und Dirk Engelmeyer (Schlagzeug& Gesang) bereits zum zweiten Mal im Lalu feierte, gemeinsam: Bis auf vereinzelte Ausnahmen handelt es sich um eingefleischte Nicht-Tänzer.
Auch beim Blues wollte niemand so recht auf Tuchfühlung gehen, obwohl Muschalle in seiner launigen Moderation alles gab und das Publikum immer wieder aufforderte. Aber der gut gelaunte Pianist des Trios hatte gut Lachen, denn er durfte das machen, was er am liebsten tut: In die Tasten hauen.
Für den Swing der 30er und 40er Jahre hängte Muschalle einst sein Musikstudium an den Nagel- und hat es nicht bereut. "Diese Ära des Jazz macht mir einfach am meisten Spaß" meint Muschalle. Für seinen Freund Dirk Engelmeyer den er vor 18 Jahren in einer Osnabrücker Kneipe bei einer Blues-Session kennen gelernt hat, ist es vor allem die Lebendigkeit und die emotionale Bandbreite, die den untrennbar mit dem Blues verbundenen Boogie-Woogie so anziehend macht. Und mutmaßt: "Vielleicht ist es nicht so bekannt, dass man auch beim Swing so viele Interpretationsmöglichkeiten hat und viel Gefühl einfließen lassen kann".
Viele der Titel, die gespielt wurden, sind Stücke der schwarzen Kings of Swing, wie der "Boogie-Woogie Stomp" oder "Leave my girl alone" (frei nach Muschelgeld: "Lass meine Alte in Ruhe") von Walter Brown und Jay McShann, dem Entdecker Charlie Parkers.
Aber auch für die Stücke von unbekannteren Musikern, denen die Anerkennung der Szene versagt geblieben ist, hegt das Trio eine Vorliebe und lässt den "Mellow Blues" und "Blues for the Night owls" von Sonny Thompson erklingen.
Wenn es um die großen Pianisten des Swing geht, kommt man auch bei Muschalle nicht an Albert Ammonds und Pete Johnson vorbei, für die einst ein New Yorker Journalist den Meade Lux Lewis in einer Chikagoer Autowäscherei aufspürte: Als das weiße Publikum sich Mitte der 30er für den Boogie-Woogie zu erwärmen begann, war das schwarze Publikum in Chikago zwar längst auf anderen Fährten, dennoch war das Ergebnis sensationell.
Wie zeitlos Boogie Woogie ist, zeigte auch das Muschalle-Trio, indem es das Lalu wie eine Chikagoer Kaschemme kochen ließ. Applaus für die Boogie-Ostinatos und die Improvisationen gab es schon zwischendurch, Riesenbeifall dann am Ende.