Einfallsreich, farbig und aufregend: Das Lars Kuklinski Septett im Hamelner

Jazz – einmal ganz anders als bisher gewohnt in der stimmungsvollen Atmosphäre des Hefehof-Lalu:

eine Musik, angesiedelt zwischen harten Dissonanzen in den Bläsersätzen und melancholischer Meditation, einfallsreich und farbig jedenfalls und aufregend.
Lars Kuklinski ist in Hameln kein Unbekannter. Begonnen hat er in der Vikilu-Big-Band unter Udo Melloh, wo er manch schönes Solo gespielt hat, dann kamen verschiedene gewonnene Wettbewerbe und Preise mit seiner jeweiligen Formation:

u.a. John-Lennon-Wettbewerb in Hameln 1992, der „Jugend - jazzt“- Niedersachsenpreis 1993, schließlich 2002 sogar der Preis des Jazz Podium Niedersachsen. Ab 1997 Studium an der Folkwang-Schule in Essen bei dem renommierten Trompeter Uli Beckerhoff, Konzertreisen und Tourneen in Deutschland und England, und 2001 dann ein erster Auftritt im Lalu, damals mit einem Quartett, das seit 1998 bestand. Für CD-Aufnahmen erweiterte Kuklinski seine Formation zum Septett und verschaffte sich so für seine Eigenkompositionen bedeutend erweiterte Klangmöglichkeiten.
Die Besetzung: Lars Kuklinski (Trompete und Leiter), Ulli Orth (Saxophone), Matthias Nadolny (Tenorsaxophon), Matthias Müller (Posaune), Lothar Müller (Gitarre), Andreas Henze (Bass) und Willi Hanne (Schlagzeug). Außer einem Titel von Uli Orth („Harmonic Dreams“) stammten alle Kompositionen von Lars Kuklinski.

Er betrachtet die Improvisation im Jazz nicht ausschließlich als Solo-Spiel, und so zeigen seine Stücke eine enge Verbindung zwischen notierten und improvisierten Passagen, wobei sich die Gruppe auch während der Improvisationen immer wieder mit Einwürfen oder unterlegten Begleitpassagen einmischt. Und dabei geht es keineswegs immer harmonisch zu.
Gleich bei den ersten beiden Stücken, „Zeitbeben 1 und 2“ , nach einem Roman von Kurt Vonnegut geschrieben, wurde die Besonderheit dieser Musik deutlich: da gab es nach einem fast friedlich-lyrischen Einstieg klagende und jubelnde Bläserpassagen, viel Schwermütiges in Moll, dann wieder aufflammende Energieschübe, die in rasante Soli oder in fast überlaute Tutti -Partien übergingen.

Es gab viel polyrhythmisches Schlagzeugspiel, auch in ungeraden Taktarten, oder aber die Bläser spielten wie zum Trotz gegen den vorgegebenen Rhythmus, wobei sie dann oft wie ein Haufen undisziplinierter Diskussionsteilnehmer durcheinander schwatzten, bevor sie sich anschließend zu einem mehr oder weniger harmonischen Zusammenspiel trafen.
Das alles war irritierend und überaus spannend zugleich. Und oft endeten die Stücke dann abrupt und überraschend und manchmal sogar humorvoll wie mit einem Augenzwinkern.

Vier Stücke gab es vor der Pause, und schon daraus wird deutlich, dass diese Kompositionen von einer sonst im Jazz unüblicher Läge sind.
Aber in einem Septett braucht ja auch jeder der hervorragend disponierten Musiker seinen Platz für ein ausgiebiges und ergiebiges Solo. Und davon gab es zahlreiche an diesem Abend.Diese Band hat keinen Schwachpunkt. Und so ist es müßig, einzelne Musiker herauszuheben.

Es war eine Gemeinschaftsleistung wie aus einem Guss auf der Basis der spannenden Kompositionen Kuklinskis. Die zahlreichen Zuhörer machten die Erfahrung, dass der Jazz lebendig ist und dass seine Entwicklung weitergeht.