Im Schattentheater wirkt das Ganze sehr realistisch. Der „Kleine Prinz“ bewegt ich grazil, spricht mit sichtbaren Mundbewegungen, und auch seine Umwelt erscheint lichterfroh. Schön auch die Szene, in der der Protagonist seine Blumen gießt und aus der Schatten-Gießkanne tatsächlich Wasser in Strömen fließt.
Ein Theater der leisen Töne spricht zu den Zuschauern im HefeHof. Zeigt auf, welche Defizite wir haben, reibt uns unsere Fehler direkt unter die Nase. Aber keiner ist darum böse. Wir genießen die Aussage der Reise auf die anderen Planeten. Also gehen wir mit, sehen Szenen von anderen Gestirnen und sehen „Menschen“, die uns nicht unähnlich sind.
Wir treffen einen Mann, der eitel auf seinem Planeten hockt und Punktum erwartet, dass wir ihn bewundern. Die Eitelkeit hält Einzug, aber „nichts ist vollkommen!“ Dann erklärt sich die gesamte menschliche Versagensangst: Beherrschung aller Lebewesen, Trunksucht – „ich trinke, weil ich mich hasse, wenn ich betrunken bin“, Armut, Nutzlosigkeit, Perfektion, Pflichtbewusstsein. Und letztendlich entsteht daraus für den Prinzen einzig eine Wahrheit: Die großen Leute sind entschieden sehr sehr verwunderlich!“ Es gibt halt keine Kaufläden für Freunde, und die Dekadenz der anderen Sternenbewohner ist kaum zu übertreffen. Dieses Märchen – ursprünglich für Erwachsene geschrieben – hat viele Aussagen, und eine wird wörtlich wiedergegeben: Es ist selten, dass ein Berg seinen Platz wechselt! Was sagt der „Kleine Prinz“ beinah am Ende seiner Planetenwanderung? „Die Sprache ist die Quelle der Missverständnisse.“ Ein schöner Schlusssatz für eine Vorstellung, die insgesamt sehr leise Töne anschlug, an diesem Samstag vor dem ersten Advent

© Dewezet, 04.12.2001